HABITAT

Pflanzen
Menschen
Tiere

Das HABITAT ist ein performativer Vorstellungsraum zur gestörten Koexistenz von Pflanzen, Tieren und Menschen. Das HABITAT formuliert aus pflanzlicher, tierischer und menschlicher Perspektive die gesellschaftliche Problematik,
unter welchen Bedingungen ein gelingendes Zusammenleben möglich ist – zwischen Abgrenzung und Nähe.

Dabei versucht das HABITAT naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit aktuellen gesellschaftswissenschaftlichen Ansätzen zu vereinbaren.

 

Ziel des HABITAT ist die Konstruktion einer wachsenden und sich weiter entwickelnden Bühneninstallation, die ein Zusammenleben von Pflanzen, Tieren und Menschen ermöglicht. Eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität für Pflanzen, Tiere und Menschen ist das Ziel der Installation und wird durch eine Choreografie getestet und erfahrbar gemacht.

HABITAT JETZT SELBST ERKUNDEN

Stell Dir vor, Du kaufst eine Karte alleine für Dich oder gemeinsam mit bis zu vier Personen und kommst rechtzeitig zum Vorstellungsbeginn an die Wagenhalle in Stuttgart.

Unsere Spielleitung erwartet Dich mit einem Koffer voller Hilfsmittel und Handlungsmöglichkeiten, um das HABITAT erleben zu können.

Bring bitte etwas Zeit mit, weil die Pflanzen und Tiere unseres Ensembles sind etwas scheu. Aber sie erwarten Dich oder Euch in der freudigen Erwartung, über einen selbst gewählten Zeitraum von 1 – 3 Stunden erkundet zu werden.
Eine kleine Übung zum „Ohrenputzen“ inbegriffen :))

 

Hier gehts zur Anmeldung und den Karten

 

Ökoakustische Raumforschung

Gemeinsam mit Akteuren aus Kunst, Theater, Film und Musik gestalten wir gesellschaftliche Erwartungen an die Zukunft. Die Vernetzung von Kulturschaffenden mit Wissenschaftlern aus der Botanik und der Ökoakustik prägt den Beginn einer sich weiter entwickelnden Vorstellung von Zukunft.
Die Installation des HABITAT ist eine performative Vorstellung dieser Zukunft. Mithilfe von Dramaturgie und Choreografie wird der Zeitraum überbrückt, bis die Bäume ihre Tragfunktion übernehmen. Durch ein performatives „Programm“ können wir die langen Zeiträume erfahrbar machen und regelmäßige Besuche ermöglichen, um die Veränderungen wahrzunehmen. Diese Audiospur ist der Beginn eines Archivs an Tonaufnahmen, die eines von mehreren ökoakustischen Experimenten im HABITAT systemtisch erfasst und hörbar macht.

Blühzeiten

Das Diagramm zeigt die Blühzeiten der Wiese, auf der das HABITAT gepflanzt worden ist. Die Blühzeiten sind wichtig für die Insekten, die diese Wiese bevölkern werden.

Jährlicher Nutzungszyklus

Das Diagramm zeigt im Jahresablauf die verschiedenen Nutzungszyklen an, die Pflanzen, Tiere und Menschen voraussichtlich im HABITAT erzeugen werden.

Lebenszyklus des HABITAT

Das Diagramm zeigt den Lebenszyklus des HABITAT. Die neu gepflanzten Bäume werden ruhig vor sich hin wachsen, sie werden gut gepflegt sein um irgendwann die Aufgaben zu übernehmen, welche jetzt von den temporären Stützen übernommen werden. Der gelbe Schutzanstich auf der Holzkonstruktion wird regelmäßig erneuert. Die Standsicherheit der Bäume wird regelmäßig beobachtet und sichergestellt. Die Dachmembrane muss ab und an ausgetauscht werden, die technischen Installationen und die Einbauten für Besucher*innen müssen immer wieder überprüft und gewartet werden. Und weil der Lebenszyklus von den lebenden Bäumen, welche das HABITAT zukünftig tragen werden, wesentlich länger andauert, als der Lebenszyklus des verwendeten „toten“ Holzes, muss dieses auch ab und an ausgetauscht werden. Das HABITAT ist ein Generationenprojekt.

Baukonstruktion als Performance

Die zu Beginn äußerst fragilen baubotanischen Konstruktionen stabilisieren sich erst durch ein gelingendes Wachstum der Bäume. Voraussetzung ist eine langfristig gesicherte gärtnerische Pflege, die jedoch zu wenig beachtet wird. Deswegen kooperieren wir mit unterschiedlichen Fachkräften aus verschiedensten Disziplinen – von Sozialwissenschaft über Theaterpädagogik, von der Botanik bis hin zur Architektur. Denn der baukonstruktive Einsatz von Bäumen in der Architektur macht es möglich, Wachstumsprozesse über das Jahr, über Jahrzehnte, über Generationen hinweg für die Nutzer bedeutsam zu machen.

Ein Wald als Gebäude

Ein Wald besteht aus verschiedenen Schichten. Man kann sich das wie die Stockwerke in einem Haus vorstellen: Das »Fundament« ist im Wald die Wurzelschicht. Darüber befindet sich die »Bodenschicht«, das »Erdgeschoss« des Waldes, in dem Pflanzen und Pilze wachsen. Die »Krautschicht« ist der »erste Stock«. Die »Strauchschicht« ist der »zweite Stock«. Hier sind die Pflanzen etwas größer — im Habitat wächst hier eine Felsenbirne. Ganz oben bilden die Baumkronen das »Dach« des HABITAT. Bewohnt wird das HABITAT in erster Linie von Insekten und anderen Tieren, die mit den Pflanzen vor Ort ein Ökosystem ausbilden.

Im Schnitt wird sichtbar, dass das HABITAT ein minimalinvasiver Eingriff in das urbane Ökosystem darstellt; es kann am Tag und in der Nacht Tiere, Pflanzen und Menschen beherbergen. Jede Änderung der Zusammensetzung, ob klein oder groß, stellt eine Störung dar – mit positiven wie negativen Konsequenzen. Das Bauen von Gebäuden stellt meist eine maximale Störung dar. Bestehende Ökosysteme werden meist aufgelöst, und dann an anderer Stelle ausgeglichen. Würde das bestehende Ökosystem durch ein minimalinvasives Bauen wie im HABITAT hingegen nur zu Teilen ge- statt zerstört, könnte man sich die damit verbundene Dynamik zu Nutze machen. Störungen sind entscheidend für die Dynamik von Ökosystemen, so dass diese sich an die urbanen Rahmenbedienungen anpassen können. Das bedeutet, jede neue bauliche Intervention als Teil eines bereits vorhandenen Ökosystems zu verstehen.

Entsigelung mit Rebecca Hennel

Die Entsiegelung eines Asphaltstücks im HABITAT markiert den Beginn natürlicher Lebensraumwiederherstellung. Nach dem Perforieren des Asphalts werden die Löcher mit Löwenzahnsamen bepflanzt, die langfristig den restlichen Asphalt aufbrechen und dem Boden durch Entsigelung mehr Atmung ermöglichen. Die entstandenen Mikro-Habitate werden von verschiedenen Pflanzenarten bevölkert, nicht nur Löwenzahn. Die Bohrungsarbeiten wurden aufgezeichnet und in ein Audioformat umgewandelt. Diese Maßnahme symbolisiert die bevorstehenden Entsiegelungsprozesse vieler asphaltierter Flächen in Städten und wurde von der Künstlerin Rebecca Hennel entwickelt und umgesetzt.

HABITAT ist ein transdisziplinäres, performatives Forschungsprojekt, des Bureau Baubotanik in Kooperation mit dem Kunstverein Wagenhalle e.V und dem Theater Rampe. Das HABITAT ist gefördert durch das Kulturamt der Stadt Stuttgart, dem Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, sowie der Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart (FTTS) aus Mitteln des Kulturamts der Stadt Stuttgart.
Habitat wird unterstützt von der IBA2027 (Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH) sowie der Alfred Ritter GmbH & Co. KG.

Künstlerische Leitung: Bureau Baubotanik

Assistenzen: Nikita Nagel, Pia Motschenbacher, Katharina Meding, Maik Sticker, Philipp Phan

Dramaturgie: Jule Winkler, Jonas Spieker mit Bureau Baubotanik in Zusammenarbeit mit Jenni Schnarr, Theaterpädagogin am Landestheater Detmold.

Ökoakustik: Jonas Spieker mit Jule Winkler, Musikwissenschaftliches Seminar Detmold/Paderborn

Feldaufnahmen und Akustik: Max Kullmann, Stille als Luxus,
Büro für Sound Design und Raum Erleben

Einzelkünstlerin: Rebecca Hennel

Künstlerische Kooperation: O-Team, Theater/Performance-Kollektiv und Florian Feisel, Professor im Studiengang für Figurentheater an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart

Bühneninstallation: Bureau Baubotanik

Ingenieurswissenschaftliche Begleitung: Matthias Rudolph (Professor für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Entwerfen an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart)

Botanische und ökologische Begleitung: Robert Gliniars (Universität Hohenheim) und Sebastian Becker

Tragwerksplanung: Julian Lienhard, str.ucture
Lightweight Design. Made in Stuttgart.

Grafik und Onlinemagazin: Alisch Berlec Hönow (abh)

Institutionelle Kooperationen: Theater Rampe, Stuttgart und Kunstverein Wagenhalle e.V., Stuttgart